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- das Bild versus die Kunst –

Soziale Kulturarbeit versus Kulturelle Sozialarbeit

Diplomarbeit
zur Erlangung des Grades eines Diplom-Sozialarbeiters/Sozialpädagogen an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik
eingereicht im Sommersemester 2008
 

Zusammenfassung

Das Bild, die Bildsprache und die bildnerische Tätigkeit führen oft nur ein an Kunst und Kultur gemessenes Dasein. Das lebensnahe Praktizieren einer eigenen individuellen Bildsprache sollte jedoch für Kinder, Jugendliche wie Erwachsene genauso wichtig und selbstverständlich sein, wie das Vorhandensein einer eigenen Körpersprache, das Benutzen einer Vokalsprache und das Beherrschen einer Schriftsprache, denn die Fähigkeit zu bildnerischem Ausdruck ist neben der Fähigkeit zu verbaler und schriftlicher Sprache sowie musikalischem und körperlichem, mimisch und gestischem Ausdruck etwas Ureigenes des Menschen.

Nach vier Jahren Studium an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik untersuchte ich deshalb in der vorliegenden Diplomarbeit, wie sich „bildnerische Tätigkeit“ und „Bild“ als Begriff und Arbeitsansatz unter anderem von „Kunst“ und „ästhetisch/künstlerischer Praxis“ unterscheiden, was ich wiederum für das Selbstverständnis einer Sozialarbeit mit kulturellen Mitteln für grundlegend wichtig hielt. Ich kam dabei zu dem Schluss, dass für die Sozialarbeit nicht von Interesse sein sollte, Kunst zu produzieren, sondern dass die hinter der „Kunst“ steckende bildnerische Tätigkeit und deren Wert für Lebensqualität des Bildners - dem bildnerisch Tätigen - für die Sozialarbeit, wie für Therapie und Pädagogik von primärer Bedeutung sind. Was Sozialarbeit und was Kulturarbeit ist, was sie verbindet und was sie unterscheidet und was schließlich die Qualität einer „Sozialarbeit mit kulturellen Mitteln und Techniken“ ausmacht, waren einige der Fragen, die ich für mich mit der vorliegenden Diplomarbeit zu klären versuchte. Mein Anliegen war es, den Faden der ursächlichen Begriffe aufzunehmen und noch einmal nachzugehen, um ihr aktuelles Erscheinungsbild klarer zu sehen und dann darzustellen, wann es statt sozialer Kulturarbeit sinnvoller ist, von kultureller Sozialarbeit zu sprechen, also von Sozialarbeit, die sich für das spezifische Arbeitsfeld (Einzel-, Gruppe oder Gemeinwesen) ausgewählter effizienter kultureller Mittel und Techniken bedient.

Ziel dieser Diplomarbeit war und ist es, dafür zu plädieren, im Rahmen sowohl von Sozialer Arbeit als auch von Kultureller Bildung die künstlerische zunächst als bildnerische Tätigkeit anzubieten, dem „ein Künstler sein zu können“ das „schon selbst ein Bildner zu sein“ voranzustellen. Wenn es dann weiter gelänge, dieser grundlegenden menschlichen Tätigkeit den ihr zustehenden Respekt einzuräumen und ihre psychische und therapeutische Dimension anzuerkennen, kann es zu dem kommen, was jeder, ob Kind, Künstler oder Klient benötigt: Die Hoffnung auf ein Gehalten werden. Denn jene früheste psychosoziale Kraft, die von wesentlicher Bedeutung für die Ich-Entwicklung und Stabilisierung der eigenen Identität ist, führt dazu, sich mitzuteilen und Sich - Anvertrauen. Sie entspringt einem Kampf zwischen Urvertrauen und Urmisstrauen in der Kindheit und dieser Konflikt muss stets neu erfahren und bewältigt werden (vgl. Klosinski, S. 301).

Die Fähigkeit, sich bildnerisch auszudrücken, sollte jeder Mensch zum Zwecke der Mitteilung, des Genusses oder der Therapie für sich nutzen und nicht im Laufe seines Lebens verkümmern lassen. Als Diplom-Bildhauer, der ich bin, suchte mit dieser theoretischen Arbeit nach Ansätzen für eine produktive kulturelle Sozialarbeit und soziale Kulturarbeit für den Diplom-Sozialpädagogen, der ich sein würde.

Frank Hüller, Berlin 25.05.2010
zur Diplomarbeit (PDF 1,4 MB)